Lundbreck

Ehe man sich auf den Highway 3 oder Highway 22 begibt, sollte man sich noch etwas in dem kleinen Ort Lundbreck (1194 m) umsehen. Er bietet nicht viel, dafür aber jede Menge Geschichte.



Die Ansiedlung wurde von den langjährigen Geschäftspartnern Peter Lund (aus Schweden) und John Breckenridge (aus Schottland) gegründet und offiziell 1907 nach ihnen benannt. Sie wollten ihr Glück im Kohleabbau suchen, in den Paleozän-Schichten (vor 66-56 Mio Jahren entstanden) in der Nähe des heutigen Sportplatzes.
Dazu gründeten sie eigens die "Lund and Breckenridge Coal Company (L&BCC)".
Das Post Office wurde im April 1906 von H. H. Rogers mit einem kleinen Laden eröffnet.

1905 entstand durch den aus Ontario stammenden Thomas Madden und sein Schwager Reuben Steeves das Windsor Hotel, das jedoch 1963 komplett abbrannte.

1907 baute Dr. Johnson eine Apotheke mit einer kleinen Krankenstation
1908 wurde St. Chad’s Anglican errichtet und ab 1910 gab es sogar eine Schule in einem jetzt eigenen Schulhaus. Der Unterricht wurde bis 1944 aufrecht erhalten.
1911 gab es einen sechsmonatigen Streik der Bergarbeiter.
1912 schlossen L&BCC ihre Mine, andere folgten. Schuld waren u. a. die fehlenden staatlichen Subventionen, die extrem gekürzt wurden, die Einfuhrmöglichkeit von US-Kohle, die Kohle selbst, die in größeren Tiefen immer mehr Aschengehalte hatte und der Beginn des 1. Weltkriegs mit der damit verbundenen Rezession. Der kommerzielle Bergbau war damit nach wenigen Jahren schon wieder am Ende. Nur die Einheimischen versorgten sich noch mit Kohle, ehe in den 1960ern Erdgas und Erdöl auch in diese Region kam.

1912 verließen zwar die Bergleute die kleine Stadt, doch Reuben Steeves (1860-1908) ließ früher im westlichen Nachbarort FRANK, dann in Lundbreck noch zwei Jahre lang Ziegel in seiner Fabrik herstellen.

Unterstützt und mitfinanziert von Leo Tolstoi (so wurde die Ausreise aus Russland für etwa 7500 Menschen erst möglich), ließ sich 1915 -1917 die "Christian Community of Universal Brotherhood (CCUB), Doukhobors, ursprünglich aus Russland über Saskatchewan kommend, u. a. in Lundbreck und dem Nachbarort Cowley nieder, kaufte Farmland, betrieb intensiven Getreideanbau und Viehzucht. Selbst Kartoffeln wurden angebaut.
Die CCUB war der Landeigentümer, ein Zentralausschuss verwaltete die Finanzen für alle Mitglieder der Gemeinden. Männer konnten außerhalb dieser Gemeinde arbeiten und Geld verdienen, das sie jedoch der Gemeinde abgeben mussten. Frauen arbeiteten abwechselnd in verschiedene Aufgaben in der Gemeinde (Küche, Garten, Stall, ...). Nach einem Gebet wurde das Essen mehr oder weniger schweigend in einem großen Raum eingenommen. Kinder saßen an einem extra Tisch.

Links, auf der grünen Wiese gegenüber der alten Scheune,
stand einmal ein großer Getreidespeicher
1937/38 wurden die CCUB aufgegeben, die Gelände verkauft bzw. dem Staat zurück gegeben und sogar die Getreidemühle und der Getreidespeicher abgebaut. Damals lebten 360 Doukhobors in um um den Ort. Nur ein Drittel etwa blieb, erwarb dann wieder selbst Land, um es zu bewirtschaften. In den frühen 1990ern wurden allerdings die letzte Doukhobor-Ländereien verkauft. Das United Doukhobors of Alberta Prayer Home (1953-heute) steht in Lundbreck immer noch und wird genutzt.
Ihr Friedhof wird auch heute noch von den Hinterbliebenen benutzt.

Lundbreck begann als Kohlebergbau-Stadt, die schnell zu einer Größe von etwa 1.000 Menschen wuchs, bis die Kohle-Minen geschlossen wurden. Danach schrumpfte die Einwohnerzahl stets; heute wohnen hier ungefähr 250 Personen.

Das in Eigenregie zur 100-Jahr-Feier 2007 neu errichtete "Windsor Heritage Drop in Centre" in Lundbreck wurde an der Stelle gebaut, an der das ehemalige Windsor Hotel bis 1963 gestanden hat. Es hat sogar geo-thermale Bodenheizung.
Die Familie Walter Sapeta, der das Hotel damals gehörte, schenkte den Grund und Boden dem Projekt, das etwa $250,000 kosten sollte und das erhaltene Nebengebäude 1964 dem Heritage Park.
Schauen Sie sich bitte einmal genau die Rückfront des Hauses
an. Die Fassade trügt!
Die Öffnungszeiten des Drop in Centre im Sommer sind Mo-Fr. von 14-16 Uhr, Di. von 11 -13 Uhr, Mi von 10-12, Do ab 13:30 Uhr, Sa. und So. geschlossen.
Besucher (50+) sind willkommen!












Das Windsor Hotel hatte ein zweigeschossiges Toiletten-Nebengebäude;
es wurde in den Heritage Park in Calgary versetzt.  GPS: 50° 59.081   -114° 06.439


Gleich nebenan steht der Liquor-Store, der von sich behauptet, der "Oldest in the West" zu sein.
Er stand bereits 1910 als
"The Lundbreck Trading Co", von den Rogers Brüdern erbaut.

Hier wird allerdings schon lange kein Alkohol mehr verkauft.






Donald Timmerman kaufte das Geschäft 1962 und betrieb es bis 1973. Sein Sohn rettete das Anwesen per Gartenschlauch, während das Nachbarhaus (Windsor Hotel ) komplett abbrannte. Heute steht dieses Anwesen leer!


Auch die daneben befindliche Pizzeria ist derzeit geschlossen. Vielleicht macht sie sporadisch im Sommer auf?











Neben diesem alten Gebäudekomlex befindet sich 

O’Bies General Mercantile
Das Haus wurde 1907 von Dr. A.C. Johnson als Drogerie und Krankenhaus erbaut.
Heute gibt es in diesem "General Store" das eine oder andere "Wichtige" zum kurzfristigen Überleben. Hierzu gehört auch eine Tankmöglichkeit. - Übrigens, die billigste weit und breit, tatsächlich!

Schräg gegenüber an der Lundbreck Firehall ist die Möglichkeit zum kostenfreien dumpen und gar Autowaschen gegeben  -  und ein bisschen Dorfgeschichte gibt es auch noch.






Das Lundbreck Hotel wurde 1963 erbaut, kurz bevor die Schnellstraße neu ausgerichtet wurde. Es war / ist eine einfache Zementkonstruktion, ein Stockwerke hoch; bekannt als das Rangeland Motor Hotel, und Falls Inn.
Abseits der neuen Straße Nr. 3 hat es dennoch seine Anziehungskraft erhalten, durch eine erhalten gebliebene belgische Bareinrichtung aus einem Hotel in Lille.
Übrigens: ab 16 Uhr ist "happy hour" - dann sind die Getränke um einiges billiger.








Das daneben stehende (ehemalige) Alberta Rose Café hat zum wiederholten Male seinen Besitzer gewechselt - jetzt ist es geschlossen!








Hier, kurz vor den Bahngleisen, endet auch die ehemalige Pass-Straße. Hier kommt keiner mehr vorbei.






Einen Wirtschaftsbetrieb (neben der Tankstelle) gibt es in diesem Ort, die South West Concrete; sie wird von der Bahn betrieben und liefert die Rohmaterialen, aus denen vor Ort entweder Bau-Beton hergestellt wird oder Betonklötze gefertigt werden.



Lundbreck begann als Kohlebergbau-Stadt, die schnell zu einer Größe von etwa 1.000 Menschen wuchs, bis die Kohle-Minen geschlossen wurden. Danach schrumpfte die Einwohnerzahl stets; heute wohnen hier ungefähr 250 Personen, fast ebenso viele gehen derzeit in die Livingston School. Sie wurde 1960 erbaut und 1992 enorm erweitert / renoviert!




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